Servicenavigation

Die Rosette im Nordquerschiff - Das Märtyrerfenster

Märtyrerfenster im linken (nordöstlichen) Querhaus.
Märtyrerfenster im linken (nordöstlichen) Querhaus.

Wir haben den Westen mit seinen Nacht- und Schattenseiten hinter uns gelassen. Wir haben uns gen Osten gewandt, der aufgehenden Sonne zu und sind den Mittelgang der lichtdurchfluteten Kirche entlanggeschritten, dem zum Himmel fahrenden Auferstandenen entgegen und halten im Schnittpunkt von Lang- und Querhaus inne.

Das Märtyrerfenster

Wir drehen uns nach links und schauen nach Norden. Eine imposante Fensterrose hält unsere Aufmerksamkeit gefangen. Ein glühendes Rot ist die bestimmende Farbe. Rot wie die Erde, von der wir genommen wurden. Rot wie das Blut des Leidens und der Leidenschaft. Rot wie die glühende Flamme des Feuers. Rot wie die Farbe der Liebe.

Rot hinterlegt ist das weiße Kreuz des Zentrums dieser Blume, das aus dem selbstentworfenen Wappen des Reformators Luther uns entgegenstrahlt. Rot hinterlegt sind auch die Porträts der äußeren Blütenblätter. Wir erkennen geistliche und weltliche Führer der Reformationsgeschichte Deutschlands und Europas.

Zwischen dem alle einenden und konzentrierenden reinen Glauben an Kreuz und Auferstehung Christi spielt sich eine Szene ab, die die äußerste Konsequenz von Glauben und Glaubensstreit illustriert.

Männer und Frauen, Kinder und Greise werden mit Waffengewalt aus ihrer Heimat vertrieben, aufgrund ihres Glauben. Denn dem Flüchtlingszug voran schreiten Geistliche im Talar mit erhobenem Abendmahlskelch und vorangetragener Bibel. Menschen, die aufgrund ihres Glaubens ihre irdische Heimat verlieren. Waffengewalt. Flüchtlingsströme. Das Ineinander von Leidenschaft und Leiden. Bilder die mannigfacher Weise immer wieder unser Jahrhundert bestimmen.

Kunsthistorische Betrachtung des Märtyrerfensters

Eine Sonderstellung nehmen die beiden mächtigen Rosen ein, deren reiches Maßwerk die Außenfassaden der beiden Querhausflügel beherrscht. Von ihrer Thematik her - Mission und Martyrium - gehören sie sowohl in den neutestamentlichen wie in den kirchengeschichtlichen Kontext.

"Märtyrerfenster", Rose im Nordöstlichen Querhaus.In Größe und Maßwerkgestalt entspricht dem Missionsfenster das Märtyrerfenster im linken (nordöstlichen) Querhaus. Seine Glasbilder verknüpfen das Thema der verfolgten Kirche mit demjenigen der Reformation. Daher steht im Fünfpaß des Zentrums das Wappen Luthers, die Rose mit Herz und Kreuz. Die Brustbilder des äußeren Kranzes von Vierpässen zeigen diesmal Martin Luther (ganz oben), umgeben von Gönnern, Förderern und Mitarbeitern; auch ihre Namen seien, beginnend rechts oben und dem Uhrzeigersinn folgend, genannt: Friedrich der Weise von Sachsen, Philipp der Großmütige von Hessen, Justus Jonas, Franz von Sickingen/Ulrich von Hutten, Philipp Melanchthon (ganz unten), Ulrich Zwingli/Johannes Calvin, Johannes Bugenhagen, Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen, Johann der Beständige von Sachsen. Der mittlere, aus Fischblasen gebildete Kranz enthält oben sechs Engel, die am Geschehen darunter Anteil nehmen: Evangelische Prediger mahnen und trösten die Opfer der Glaubensverfolgungen des 16. und 17. Jahrhunderts. Auch dem bloßen Auge des Betrachters fallen der thronende Inquisitor (Mitte rechts) und davor ein Scharfrichter mit blankem Schwerte auf. Die Lutherrose im Mittelpunkt wird kreisförmig von Spruchbändern umzogen, welche die Inschriften tragen: "Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden" (Matth. 5, 10); "Das Reich muß uns doch bleiben" (Gesangbuchlied von Martin Luther, EKG 201, 4).

Zu beiden Rosenfenstern zeichnete der Münchner Bildhauer Jacob Bradl die Kartons. Die Ausführung erfolgte in der Bayerischen Hofkunstanstalt von Ostermann und Hartwein in München.

StartseiteAdresse | KontaktformularImpressum     ©2015 Ev. Mediendienst, Speyer