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Der Außenbau

Die Speyerer Gedächtniskirche präsentiert sich als neugotische Hallenkirche, dreischiffig und kreuzrippengewölbt, mit dem Grundriß eines lateinischen Kreuzes. Sie ist nicht exakt geostet, sondern in ihrer von Nordwest nach Südost verlaufenden Achse gegenüber dem das Stadtbild beherrschenden Dom nach Süden gedreht. Das Baumaterial ist grauer Vogesensandstein der Firma Mertz und Brua in Büst (Elsaß); als Haustein ist er am Außen- und am Innenbau auf Sicht, nicht auf Verputz berechnet.

Auf der Nordwestseite der Kirche erhebt sich der sechsseitige, viergeschossige und von einem durchbrochenen Maßwerkhelm bekrönte Turm, dessen Erdgeschoß die Vorhalle mit den Statuen Luthers und der protestierenden Fürsten enthält. Der Turm ist genau 100 Meter hoch; die größte Länge der Kirche beträgt 72 Meter, die größte Breite (Querhaus) 45 Meter, die Firsthöhe 34 Meter.

Die strenge Zweizonigkeit des Innenraums prägt auch den Außenbau. Kleine Fenster sowie je drei Portalöffnungen an den Querhausfassaden kennzeichnen die Zone unterhalb der Emporen. Den hohen, schmalen, in Turm, Schiff und Vorchor vierbahnigen, im Chorpolygon dreibahnigen Maßwerkfenstern korrespondieren an den beiden Fassaden der Querhausflügel die großen Rosenfenster.

Entsprechend den Gewölbejochen des Inneren, sind die Travéen des Außenbaus durch eigene Walmdächer ausgezeichnet und durch fialenbekrönte Strebepfeiler voneinander abgesetzt. Alle Einzelheiten, im Stile der französischen Kathedralgotik des 13. Jahrhunderts, sind von erstaunlichem Reichtum (Wimperge, Krabben, Kreuzblumen, Maßwerke, Galerien usw.), aber auch von vorzüglicher handwerklicher Qualität.

Als Vorbilder dürften schon den Speyerern Siebert und Höffner (um 1871) und vollends den Essenern Flügge und Nordmann (1884) nicht so sehr die Kathedralen von Reims und Chartres als vielmehr die Schöpfungen der Wiener Neugotik gegolten haben. Insbesondere mit der nach Plänen Heinrich von Ferstels 1856-1879 errichteten Votivkirche besteht enge Verwandtschaft, auch der Baugedanke eines weit über die praktischen Bedürfnisse einer Pfarrkirche hinausgehenden Dank-, Mahn- und Gedächtnismonuments ist derselbe. Der Speyerer Westturm ist offenbar abhängig vom Turm der Wiener St. Othmars-Kirche, die Friedrich von Schmidt 1866-1869 erbaut hat. Im übrigen entspricht die Speyerer Gedächtniskirche sowohl im Rückgriff auf die Stilformen der Gotik als auch in allen Einzelheiten des Grundrisses und der Ausstattung den 1861 im "Allgemeinen Kirchenblatt für das evangelische Deutschland" veröffentlichten Forderungen bzw. Empfehlungen des sogenannten "Eisenacher Regulativs".

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